Überblick
ISSN: 2571-5860RÖNTGENFLUORESZENZSPEKTROSKOPIE und die Reproduzierbarkeit von MessergebnissenBerzelius-Laborjournal, 3.04, 01/2024 (V01: 03/2021)
Vorwort
Im vorliegenden Berzelius-Laborjournal (BLJ) wird zuerst das komplexe Messverfahren der Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) vorgestellt. Im Gerätepool des Projekts Berzelius der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) ist ein solches Messgerät ausleihbar und ohne grossen Vorbreitungsaufwand einsetzbar. Allerdings zeigt sich, dass die Messergebnisse teilweise stark streuen und nicht ohne Weiteres reproduzierbar sind.
Um zu demonstrieren, wie schwierig es ist, exakte und reproduzierbare Messergebnisse zu erhalten, stehen bald exemplarisch die weit weniger komplexen Dimensions- und Massebestimmung eines Endmasses im Mittelpunkt dieser Geschichte. Während der Vermessung des metallischen Quaders wird klar, dass Messwerte nichts Absolutes sind, sondern das Ergebnis menschlichen Handels sowie zufälliger Umwelteinflüsse.
Solch messtechnische Herausforderungen können durch wissenschaftliche Methoden gelöst oder umgangen werden. Durch Kalibrieren, statistische Verfahren, Qualitätsmanagement, Minimierung bzw. Berücksichtigung von Störeinflüssen oder durch elegante, indirekte Bestimmungsmethoden. In dem vorliegenden Fall durch die Volumen- bzw. Dichtebestimmung nach dem Auftriebsprinzip von Archimedes, der sogenannten hydrostatischen Waage. Die Stärke der Naturwissenschaften liegt darin, durch Experimentieren und Messen immer genauer in unvorstellbare Wissensgebiete vorzudringen.
Wer also richtig misst, misst nicht mehr viel Misst. Wer aber gar nicht misst, tappt völlig im Dunklen oder muss an Mythen glauben. Aus diesem Grund gibt es abschliessend eine Ideensammlung, was mit einem RFA-Gerät so alles erforscht werden kann, um in Sachen Messen, Messfehlern und Reproduzierbarkeit eigene Erfahrungen zu sammeln.
Mehr Informationen zum Projekt Berzelius gibt es hier oder auf der Homepage.
Inhaltsverzeichnis
HAUPTKAPITEL ⇓ & EXKURSE ⇒
Die Landkarte dieses BLJs
Theorie
Die Anfänge der Röntgentechnikund die Auswirkungen auf Gesellschaft, Kunst, Wissenschaft etc.
Auszug aus James Kakalios Physik der Superhelden
rororo science 2008, S. 288 ff.
🦸♂️Supermans Röntgenblick– physikalischer Unsinn oder möglich?
besonders Comic-Fans mit Interesse an Naturwissenschaften anspricht.
Aufbau & Handhabung
Aufbau der RFA
laminierte Kurzanleitung führt Schritt für Schritt durch die Software bis zur ersten Messung. Aufgebaut und messbereit in rund zehn Minuten, so wie das Hintergrundvideo im Zeitraffer beweist.
🚦Messung mit der RFA
Das Messfenster hat einen Durchmesser von acht Millimeter. Aus welcher Tiefe die Werkstoffinformationen stammen, hängt vom Messmodus und damit von der Energie des Strahls sowie auch vom Werkstoff ab. Aus einen Goldbarren dringen die Röntgenfluoreszenzstrahlen nur aus einigen Mikrometern Tiefe aus. Aus einer grösstenteils aus Kohlenwasserstoffmolekülen bestehenden Kunststoffprobe werden dagegen je nach Kunststoffart und Dichte Informationen aus deutlich tieferen Schichten geliefert. Der Röntgenstrahl des RFA-Gerätes durchdringt jedoch die meisten Proben, im Fall des Bleis bis zu einer Dicke von wenigen Millimetern. Analysiert wird allerdings nur die zurückkommende Strahlung aus einer wie eben erwähnten begrenzten Tiefe.
Verlässliche Messergebnisse erhält man je nach Probenmaterial bereits nach wenigen Sekunden oder auch erst nach mehreren Minuten. Während der in den Videos gezeigten Messungen wird jeweils über eine Minute lang gemessen. Automatisch wird dabei abwechselnd mit zwei verschiedenen Filtern gearbeitet und kontinuierlich der Mittelwert mit einem Streuwert ± 2 ⋅ σ (dazu gleich mehr) direkt in % oder ppm angezeigt.
%, klar Prozent, der hundertste Teil oder pph – parts per hundred – und ppm bedeutet parts per million, also Anteile pro Million.
Unser energiedispersives Röntgenfluoreszenzanalysegerät arbeitet mit einem Si-PIN-Detektor und kann erst Elemente ab Ordnungszahl 22, also Titan, detektieren. Vermutet das Gerät leichtere Elemente in der Probe, wird das als «LEC» (Light Element Correction) im Ergebnis angegeben.
Für Metalle, Bodenproben oder Kunststoffe kannst du mit den Standardeinstellungen einfach losmessen und die Inhaltsstoffe bestimmen. Möchtest du etwas Spezifisches analysieren, musst du dich mit den Geräteeinstellungen genauer beschäftigen und deine Ergebnisse am besten immer mit Referenzproben prüfen.
Feste, pulverförmige und flüssige Proben in der RFA
Im Video simulieren wir die handgehaltene Messung; das Gerät ist dabei ausgeschaltet. In der Schweiz zugelassene Geräte, wie das unsere, dürfen aus Schutzgründen nur zweihändig bedient werden. Als zusätzlicher Schutzmechanismus schaltet das RFA-Gerät nach wenigen Sekunden aus, wenn in den leeren Raum gemessen wird (keine Rückstrahlung).
Die Probenpresse für Boden- und Pulverproben befindet sich in einer separaten Kunststoffkiste und kann ebenfalls von der PHSG ausgeliehen werden.
Film ab, unten links auf den Pfeil drücken.
Genauigkeit & Fehler
Messgenauigkeit und Reproduzierbarkeit der RFA
Das RFA-Gerät berechnet daraus automatisch die statistischen Grössen der Mittelwerte und der Standardabweichungen σ (bzw. ± 2 ⋅ σ, plusminus zwei Sigma).
🎯Messfehler bzw. Messabweichungen
Beim zufälligen Fehler stört beispielsweise ein Umwelteinfluss die Messung. Ein Windhauch oder ein Sonnenstrahl streicht beim Messen über die Probe, ein Staubkorn befindet sich auf dem Messobjekt. Bei Wiederholungen – selbst unter genau gleichen Bedingungen – werden die Messwerte voneinander abweichen, sie streuen. Zufällige Messabweichungen schwanken nach Betrag und Vorzeichen. Dieser Messfehler ist unvermeidbar und kann nur durch statistische Methoden, also viele Messungen mit zufällig veränderten Messparametern, im Einfluss klein gehalten werden.
Der systematische Fehler ist eine Abweichung in eine Richtung – tendenziell zu hoch oder zu tief, die durch im Prinzip feststellbare Ursachen bedingt ist. Das Messgerät ist beispielsweise nicht kalibriert, wird falsch bedient oder abgelesen. Jedes Messergebnis hat also den gleichen systematischen Fehler. Dieser Fehler kann durch Verwendung einer zweiten Messmethode und/oder regelmässiges Kalibrieren und Überprüfen der Methode verhindert werden.
Mittelwert und Standardabweichung
Darum braucht es noch ein Mass für die Streuung. Zum Beispiel die Standardabweichung σ. Bei einer Normalverteilung, wie abgebildet, fallen 68 % aller Messwerte innerhalb von ± σ, 95.5 % innerhalb von ± 2 ⋅ σ und 99.7 % innerhalb von ± 3 ⋅ σ an. Für die drei Zahlen 12, 47 und 169 ist der Mittelwert 76 und die Standardabweichung 82.4, wohingegen sie im zweiten Fall 1 ist. Eine grosse Standardabweichung σ bedeutet also eine grosse Streuung der Messwerte.
Oder anders ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein nächster Messwert innerhalb des Mittelwerts ± 2 ⋅ σ liegt beträgt 95.5 %. Das gilt aber nur, wenn die Anzahl der Messungen n gross genug ist. Damit die Standardabweichung aussagekräftig ist, müssen umso mehr Messungen durchgeführt werden, je grösser die Streuung der Einzelmesswerte ist. Einmal ist bekanntlich keinmal. Zweimal, wie es das RFA-Gerät automatisch macht, ist sicher auch zu wenig. Es gibt aber leider keine simple Antwort darauf, wie viele Messungen genügen. Nur die, dass man nicht oft genug messen kann.
Um die Formeln für Mittelwert und Standardabweichung im Hintergrund betrachten zu können, gibt es im Menü rechts einen Button «Text ausblenden».
Vermessung Endmass
Die Vermessung eines Endmasses
FAZIT: Messwerte sind nichts Absolutes, sondern das Ergebnis menschlichen Messens.
Konzept der signifikanten Stellen
Alle Zahlenwerte, die keine vorangestellten oder nachfolgenden Nullen sind, werden als signifikant bezeichnet, ausser die nachfolgende Null ist eine Dezimale (Beispiel: 5.00 hat drei signifikante Stellen, wohingegen 500 nur eine signifikante Stelle hat.
Ein Beispiel: 2'210 m ist eine Distanz die auf 10 m genau gemessen wurde und drei signifikante Stellen hat. Möchte man zeigen, dass dieser Messwert auf Meter genau bestimmt wurde, kann man einen Vorsatz oder Zehnerpotenzen verwenden, also 2.210 km oder 2.210 ⋅ 10³ m schreiben. Nun hat der Messwert vier signifikante Stellen und der geschulten Betrachterin ist klar, dass diese Distanz auf Meter genau bestimmt wurde.
Das Endmass im Video haben wir auf fünf signifikante Stellen oder auf 1/1000 mm genau bestimmt. Das Messergebnis der digitalen Mikrometerschraube war: 20.001 mm. Wie im Video erläutert, traue ich der letzten Stelle dieses Messgerätes nicht und gebe als Messwert 20.00 mm an. Die Mathematikerin würde zurecht bei der weiteren Verarbeitung dieses Messwertes einfach 20 mm oder 2 cm (beides eine signifikante Stelle!) verwenden, der Ingenieur aber nicht. Er merkt sich die Genauigkeit dieses Messwertes und berücksichtigt sie bei der Publikation damit berechneter (physikalischer) Grössen, wie beispielsweise der Dichte.
Hält man sich nicht an dieses Konzept (oder an eine viel kompliziertere Fehlerfortpflanzungsberechnung) entstehen entweder übergenaue Resultate oder man verwirft Genauigkeit und damit Messaufwand. Im ersten Fall kann es beispielsweise passieren, dass eine Brücke einstürzt – weil der Konstrukteur die genauen Messwert für bare Münze hält – und im zweiten Fall, dass die Brücke überdimensioniert und teuer wird.
Noch eine abschliessende Anmerkung: Angaben wie beispielsweise 12 Stück oder Fr 500.– haben unedlich viele signifikante Stellen, da es exakte Grössen sind. Sie müssen somit nicht bei der Genauigkeitsbetrachtung des Endergebnisses berücksichtigt werden.
Die Dichte des Endmasses
Breite b = 20.00 mm (der fünften signifikanten Stelle der elektronischen Mikrometerschraube traue ich aus meiner Erfahrung heraus nicht. Ausserdem müsste das Endmass wegen der Temperaturausdehnung temperiert und die Temperatur mit angegeben werden, dazu gleich mehr)
Länge l = 35 mm (es gab bei den verschiedenen Messungen bereits bei 1/10 mm Abweichungen, möchten wir es genauer wissen muss nochmals vermessen werden)
Dicke d = 8.87 mm (mit der elektronischen Mikrometerschraube drei Mal vermessen und auf 1/100 mm gleich)
Masse m = 47.9 g (die drei Waagen zeigen grössere Messdifferenzen an, als die Genauigkeiten, die auf den Laborwaagen angegeben wird. Würde ich diesen Wert dazu benötigen eine Brücke zu bauen, müsste ich mindestens eine Waage überprüfen lassen oder mit Kalibriermassen selbst kalibrieren. Heute geht es nur um eine Demonstration und ich entscheide mich, die Masse auf 1/10 g genau, also mit drei signifikanten Stellen anzugeben.)
Dichte ρ = Masse m / Volumen V = 47.9 g / (20.00 mm ⋅ 35 mm ⋅ 8.87 mm). Der Taschenrechner 🖩 spuckt: 0.007 714 608 g/mm³ oder in SI-Einheit sogar zehn signifikante Stellen 7'714.607 827 kg/m³ aus.
Das publizierte Messergebnis kann jedoch nicht genauer sein als der ungenaueste Messwert, also die Länge mit 35 mm. Nach dem Konzept der signifikanten Stellen, darf ich in diesem Fall die Dichte auch nur gerundet auf die zwei signifikanten Stellen der ungenau vermessenen Länge angeben (Streng genommen müsste man eine Fehlerfortpflanzungsberechnung durchführen, das Konzept der signifikanten Stellen gibt aber eine praktikable grobe Einschätzung).
Das Ergebnis lautet also ρ = 7'700 kg/m³.
Wollen wir die Dichte auf drei signifikante Stellen angeben, müssen wir die Länge neu, auf mindestens 1/10 mm genau, vermessen. Wollen wir die Dichte sogar auf ein kg/m³ genau, also mit vier signifikanten Stellen angeben, müssen wir die Länge auf 1/100 mm und die Dicke auf ein 1/1000 mm genau vermessen und mindestens eine Waage neu kalibriert haben. Wollen wir es noch genauer wissen, wird es sehr aufwendig. Neben der exakten Temperierung (Längenausdehnung!) lässt eventuell die Oberflächenrauheit oder eine Asymmetrie des Endmasses keine exaktere Längenbestimmung mehr zu. Ausserdem müssen die gebrochenen Kanten (Fasen) mit berücksichtigt werden.
Spiele selbst mit den Zahlen herum und finde heraus, wie das Endergebnis von der Genauigkeit der Messwerte abhängt. Setze beispielsweise für die Länge 35.1 mm ein und du erhältst 7'692.628 888 kg/m³ als Resultat. Auf zwei Stellen gerundet gibt das immer noch 7'700 kg/m³, aber auf drei Stellen 7'690 kg/m³ und nicht mehr 7'710 kg/m³ wie zuvor. So machst du eigene Erfahrungen wie das Konzept der signifikanten Stellen wirkt und funktioniert. Und das Wichtigste im Leben sind eigene Erfahrungen, oder hast du schwimmen aus Büchern gelernt?
Hier noch weitere Beispiele wie man das Konzept der signifikanten Stellen anwendet:
Die Welt ist voller Messfehler, ganz besonders bei derTemperaturmessung
Der Einfluss der Temperatur muss bei vielen Messungen berücksichtigt werden. Schätzen wir mit Hilfe des linearen Wärmeausdehnungskoeffizien α für Stahl die Temperaturausdehnung der genau gefertigten Breite b von 20.000 mm unseres Endmasses für eine Temperaturdifferenz ∆T von nur 1 °C bzw. Kelvin (K) ab:
∆b = b ⋅ α ⋅ ∆T = 20 mm ⋅ 12 ⋅ 10⁻⁶ K⁻¹ ⋅ 1 K = 0.000 24 mm = 0.24 µm.
Bedenke: bei der Vermessung hielt ich das Endmass in meinen rund 37 °C warmen Händen! Besser wäre es beispielsweise Handschuhe zu tragen. Die vermindern die Wärmeleitung bei Kontakt.
Hinweis: In der rechten Navigationsleiste gibt es einen Button, mit dem ihr den Text ausblenden könnt.
Kalibrieren und Eichen
- Kalibrieren bedeutet, dass der von einem Prüfmittel angezeigte Messwert mit dem “wahren” Bezugswert verglichen und abgeglichen wird.
- Die Eichung ist ein Spezialfall der Kalibrierung. Der Eichpflicht unterliegen alle Prüfmittel, deren Messgenauigkeit im öffentlichen Interesse liegt, wie zum Beispiel das Durchflussmessgerät einer Zapfsäule an der Tankstelle oder der Waagen im Supermarkt. Im Unterschied zum Kalibrieren liegt der Verantwortungsbereich für die Durchführung von Eichungen bei Ämtern sowie bei staatlich anerkannten Prüfstellen. Somit ist die Eichung eine behördliche Amtshandlung und darf nur von einem Eichbeamten vollzogen werden.
Kalibrieren und Vermessen
Im Video werden zwei Waagen kalibriert und die Masse und Länge des Endmasses neu vermessen.
Kalibrierung der Waagen
- m = 47.96 g
- l = 34.87 mm
Das publizierte Rechenergebnis soll nicht genauer angegeben werden als die drei signifikanten Stellen der Dicke, also ist es nach dem Konzept der signifikanten Stellen ρ = 7'750 kg/m³.
Zur Erinnerung: unser erstes Ergebnis war ρ = 7'700 kg/m³.
🛑PrüfmittelüberwachungISO 9000 ff, DIN EN ISO 19011, EN ISO/IEC 17021, IATF 16949, EN ISO 13485 etc. etc.
Dazu gehören Tätigkeiten der Kalibrierung, Justierung, Eichung sowie Instandhaltung des Prüfmittels. Die ermittelten Abweichungen werden dokumentiert. Ein Aufkleber auf dem Prüfmittel gibt Auskunft über die Fälligkeit der nächsten Überwachung. Es gibt für jedes Prüfmittel einen Hauptverantwortlichen.
Entscheidungskriterien für die Kalibriertoleranz und das Prüfintervall sind u. a. der Einsatzort und die Einsatzhäufigkeit des Prüfmittels jeweils unter Betrachtung des Risikos, das von einer fehlerhaften Prüfung mit diesem Prüfmittel ausgehen kann.
Ein zertifiziertes Messlabor oder Unternehmen kann jederzeit, beispielsweise von einem Kunden, auditiert werden. Dabei kann der Kunde kontrollieren, ob und wann die verwendete Waage zum letzten Mal überprüft wurde und das Ergebnis der Überprüfung einsehen. Ist der Kunde mit dem Audit nicht zufrieden, kann das dazu führen, dass er diesem Betrieb keine Aufträge mehr erteilt. Nach der Qualitätsicherungsnorm darf er unter bestimmten Voraussetzungen das auch nicht mehr, da er sonst selbst ein Audit von seinem Kunden nicht bestehen würde. Er ist dazu verpflichtet, die Qualität der eigenen Zulieferer zu auditieren und zu prüfen usw.
Die verwendeten Waagen an der PHSG haben keinen solchen Aufkleber. Damit kann die PHSG also keinen offiziellen Messauftrag annehmen. Die Geräte dienen rein für schulische Demonstrationen. Studierende haben nicht die Möglichkeit die Messmittel zu auditieren, aber es gibt für sie teilweise die Möglichkeit, die Qualität des Unterrichts und der Ausbildung zu beurteilen.
Einzig unser Abgasmessgerät VLT 2800 wird jährlich vom Kanton kalibriert bzw. geeicht.
🔬 Institut für Mikrotechnik und Photonik der Ostschweizer FachhochschuleDie Vermessung des Endmasses im zertifizierten Messlabor
Ich treffe Dipl. Ing. (FH) Christoph Battaglia im Kompetenzzentrum Produktionsmesstechnik in Buchs SG.
Neuberechnung der Dichte
Das Ergebnis der Dichteberechnung (auf vier signifikante Stellen genau) lautet: ρ = 7'769 kg/m³.
Die Prüfberichte der Vermessungen von Dimension, Rauheit und Fasen des Endmasses kannst du hier einsehen.
Ringversuch oder Ringvergleich
Ein Ringversuch oder Ringvergleich bzw. Laborleistungstest (englisch Round Robin Test / Proficiency Test) ist eine Methode der externen Qualitätssicherung für Messverfahren sowie Mess- und Prüflaboratorien. Es werden identische Proben von verschiedenen Instituten untersucht. Der Vergleich der Ergebnisse erlaubt es, Aussagen über die Messgenauigkeit generell bzw. über die Messqualität der beteiligten Institute zu machen.
Wenn Ihr diesen Text in der rechten Menüleiste ausblendet, könnt Ihr die Ergebnisse eines Ringversuchs zur Oberflächenmesstechnik sehen. Dabei hat das Institut für Produktionsmesstechnik, Werkstoffe und Optik (heute IMP Institut für Mikrotechnik und Photonik) des NTB (heute FH-Ost, Standort Buchs SG) teilgenommen und ausgezeichnet abgeschnitten.
Es wäre interessant, unser Endmass an verschiedene Prüflabors zu verschicken, um die Messwerte des Volumens und der Dichte zu vergleichen. Aber bestimmt könnt ihr euch bereits vorstellen, dass das Messen und damit die Messwerte sehr teuer werden können. Denkt bitte das nächste Mal daran, wenn ihr Kommastellen von Rechenergebnissen einfach weglasst oder übergenaue Ergebnisse präsentiert.
Indirekte Dichtebestimmung
Durch nur zwei Wägungen kann die Dichte eines Festkörpers, beinahe egal welcher Form, genau und einfach bestimmt werden. Dazu müssen wir unser Endmass tauchen 🤿 schicken. Was dahinter steckt, erfährst du im folgenden Exkurs, der 222 v. Chr., also vor mehr als 2200 Jahren mit Archimedes beginnt:
Indirekte Vermessung ...... ist ein Grundprinzip der experimentellen Naturwissenschaften
Durch solche Fakten lassen sich Vorhersagen treffen, die alle Mythen 🧞 − wie beispielsweise jene über den Mondeinfluss 🌙 auf unsere Psyche − als phantasielos erblassen lassen.
🛰 Ein Beispiel: Mit einem Gravitationswellendetektor können relative Längenänderung der Raumzeit von bis zu unglaublichen 10⁻³¹ Meter also:
0.000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 1 m,
detektiert werden. Dabei handelt es sich um einen experimentellen Aufbau, mit dem geringe Störungen der Raumzeit (Gravitationswellen) gemessen werden, welche von Albert Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie vorhergesagt wurden, wenn zum Beispiel zwei schwarze Löcher kollidieren. Wer Physik studiert 👨🎓 kann eintauchen in die faszinierende Grundlagenforschung über die Funktionsweise des Universums. Damit transformierst du in dir Glauben zu Wissen und entwickelst auch eine Akzeptanz zum Nichtwissen.
Denn die Menschheit weiss bei weitem nicht alles, doch unser Wissen wird dank der Wissenschaft täglich grösser und exakter. Und sie weiss immer mehr, was sie nicht weiss. Das ist das erworbene Nichtwissen.
Carlo Rovelli, italienischer Physiker und AutorSieben kurze Lektionen über PhysikRowohlt Buchverlag 2015, Seite 70
Fronteiras do Pensamento, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
Entdecke die RFA
Was bedeutet das alles für die RFA?
Nicht diskutiert wurde bisher der Einfluss der Probenvorbereitung. Eine homogene Münze bedarf keiner Probenvorbereitung. Aber das ist ganz anders, wenn man Gartenerde oder Asche mit der RFA untersuchen möchte. Die Probenvorbereitung inklusive Dokumentation ist das A und O von reproduzierbaren Messergebnissen. Probiere es einfach aus und mache deine eigenen Erfahrungen.
Überprüfung der RFA
Eine Kalibrierung des Gerätes kann nur der Hersteller durchführen. Aber auch diese Kalibrierung ist bei diesem Messverfahren nichts Absolutes. Die Messergebnisse hängen immer auch davon ab, in welcher Umgebung sie gemessen werden. Es macht einen Unterschied, ob ich z. B. Blei in einer Matrix aus Polypropylen (PP) oder Polystyrol (PS) bestimmen möchte. Beides sind Kunststoffe und für eine exakte Bestimmung von Blei in diesen Stoffen, wäre eine eigene Kalibrierung für den jeweiligen Matrixwerkstoff notwendig. Das können grosse Laborgeräte leisten, aber nicht so unser Handgerät.
Einzig im Modus «Mineralien» kann eine Einpunktkalibrierung gemacht werden. Mehr dazu erfährst du in der Bedienungsanleitung.
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Entdecke die Welt aus der Sicht eines RFA-GerätesAus Neugier oder für die Maturaarbeit
Die Ausleihe des RFA-Geräts an Schulen verlangt die Anwesenheit eines Sachverständigen, der den notwendigen Strahlenschutzkurs SPX bei der Suva besucht hat. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) muss über den Einsatz informiert werden und seine Zustimmung geben. Eine Einweisung ist bei der Übergabe des Gerätes obligatorisch. Die RFA-Geräte dürfen nur zusammen mit dem portablen Teststand verwendet werden. Für die Benutzung als handgehaltenes Gerät braucht es eine separate Bewilligung durch das BAG.
Impressum
Berzelius-LaborjournalImpressum
Editor-in-Chief: Dr. Alfred Steinbach
Herausgeber und Projektleiter: Prof. Dr. Nicolas Robin
Berzelius-Editorial-Team in alphabetischer Reihenfolge:
Dr. Martin Novotny, Prof. Dr. Florian Rietz, Markus Roth, Harald Sprenger, Dr. Alfred Steinbach, Eva Steingruber
Kamera, Film und Schnitt: Raphaël Maussion, Jennifer Dürlewanger (Medienwerkstatt PHSG)
Berzelius – Hightech für die Sek II ist ein gemeinsames Projekt des Instituts Mathematische, Naturwissenschaftliche und Technische Bildung der PHSG (vormals Institut Fachdidaktik Naturwissenschaften) und der Metrohm Stiftung.
Unsere Motivation steckt im Aphorismus des chinesischen Philosophen Tschuang-Tse (4. Jh. v. Chr.): «Willst Du für ein Jahr vorausplanen, so baue Reis. Willst Du für ein Jahrzehnt vorausplanen, so pflanze Bäume. Willst Du für ein Jahrhundert planen, so bilde Menschen.»
Die Ära der Sichtbarkeit
«Ich habe meinen Tod gesehen»
Sechs Tage nach dieser Röntgenaufnahme, also am 28. Dezember 1895 präsentierten die Brüder Louis (1862–1954) und Auguste Lumière (1864–1948) in Paris die erste kommerzielle kinematographische Vorführung von Bildern: die Geburtsstunde des Films. Der Filmausschnitt «Das fröhliche Skelett» von den Gebrüdern Lumière vermittelt einen Eindruck, wie stark diese beiden Entdeckungen, der Kinematograph und die Röntgenstrahlen, miteinander verflochten waren. Zweifelsohne sind sie schillernde Höhepunkte einer sich bis in den heutigen Tag erstreckenden Ära der Visibilität, deren Anfänge, wenn man von den bereits in der Antike eingesetzten optischen Linsen absieht, in der Entdeckung des Teleskops im Jahr 1608 durch den deutsch-niederländischen Brillenmacher Hans Lippershey (1570–1619) liegen.
Der erste NobelpreisEinsichten durch DurchsichtenDer Knochenmann
Pedoskope
Das Unbewusste
Dieser zweifellos von den Röntgenstrahlen inspirierte psychologische Untertagebau strahlte mit seiner Symbolik besonders grell in die Kunst. Mit aufkommendem Expressionismus gegen Ende des 19. Jahrhunderts widmete sich auch die Malerei immer stärker dem Inneren des Menschen. Die Zeit der Verhüllung war vorbei. Gemalte Traumdeutung, gemaltes Unterbewusstsein.
Thomas Manns ZauberbergEr sah in sein eigenes Grab
«Und Hans Castorp sah, was zu sehen er hatte erwarten müssen, was aber eigentlich dem Menschen zu sehen nicht bestimmt ist und wovon er auch niemals gedacht hatte, dass ihm bestimmt sein könne, es zu sehen: er sah in sein eigenes Grab.»
Schilderte Thomas Mann diese Röntgenszene mit einer journalistisch präzisen Wissenschaftlichkeit und der für ihn typischen philosophischen Untergrundschwingung der menschlichen Endlichkeit, steigerte der englische Science-Fiction-Autor H. G. Wells (1866–1946) dieses Topos zwei Jahre nach Entdeckung der Röntgenstrahlen ins Phantastische.
H. G. Wells' Der Unsichtbare
1897 erschien sein Roman Der Unsichtbare (The Invisible Man). Im ersten Teil seines Invisible Man behandelt er das Thema des Lichts, anfänglich noch ohne phantastische Elemente. Alles – Brechung und Reflexion – geschah noch streng nach den Gesetzen der Physik des 17. und 18. Jahrhunderts. Nochmal: Röntgenstrahlen werden im Gegensatz zum sichtbaren Licht von den Gewebeelementen Wasser-, Kohlen-, Stick- und Sauerstoff weder gebrochen noch reflektiert, anders als die Knochen, die durch ihre deutlich höhere Dichte sichtbar sind. Und nun die Fiktion, eine einfache und geniale Umkehrung des Röntgentopos: Wells transferierte die Eigenschaften des Röntgenlichts auf das normale sichtbare Licht, und ganz wichtig – sonst wäre es ja kein literarischer Stoff – nur auf einen einzigen durch ein Serum präparierten Körper, den der Hauptfigur des Dr. Griffin. Natürlich geht was schief. Die Unsichtbarkeit ist irreversibel, und der seinen Kopf in Bandagen wickelnde Dr. Griffin kippt mehr und mehr in den Wahnsinn. Auch dieser Romanstoff wurde mehrmals verfilmt, vom Klassiker aus dem Jahr 1933 bis zur aufwendigen Produktion aus dem Jahr 2020. Unzählige Serien und ähnliche Geschichten variieren diesen Urstoff des Unsichtbaren.
Neugierig geworden? Hier das Hörbuch Der Unsichtbare
Umgang mit ...... Phantastischer Literatur
Weitere von den Röntgenstrahlen inspirierte AutorenJules Verne und Jack London
Das dankbare Strahlentopos und die Unsichtbarkeit liess auch die Comics nicht kalt. Gerade für die mit wenig Text und vielen Bildern dargestellten Geschichten liegt in der Darstellung der Unsichtbarkeit ein besonderer Reiz. Molekülstrukturen ändern sich, wie bei Wells auch, nur bei vielen Comics häufiger infolge von Unfällen. Und die Unsichtbarkeit wechselt sowohl Motivation als auch Geschlecht. Und die Herausforderungen sind auch andere. Sehr vielversprechend!
Marvel Comics
Susi Storm wird nach der Bestrahlung die Unsichtbare (Invisible Girl / Invisible Woman), Dr. Reed Richards wird zu Mr. Fantastisch (Mr. Fantastic), Johnny Storm zur menschlichen Fackel (Human Torch) und Ben Grimm wird das Ding (The Thing).
Ein anderes Beispiel: Der Nuklearphysikers Dr. Bruce Banner wurde bei einer Explosion vertrahlt und zum Hulk. Die erste Ausgabe von The Incredible Hulk 🧟wurde im Mai 1962 von Stan Lee und Jack Kirby veröffentlicht.
"The First Family of Comics" by fengschwing is licensed under CC BY-NC-SA 2.0
Wahnsinn und Wissenschaft
Entstehen von Mythen durch Überforderung infolge Komplexizität
Signifikante Stellen
Richtig schätzen, ein BeispielDie Menschheit im Bodensee🇨🇭🇩🇪 🇦🇹
Laut Weltbevölkerungsuhr leben aktuell (27. Okt. 2020, 13:00 Uhr) 7'841'865'900 (acht sign. Stellen) Menschen auf der Welt. Ich selbst schätze das durchschnittlich verdrängte Wasser pro Taucher auf 70 Liter (eine sign. Stelle).
Die Fläche des Bodensees beträgt laut Internationaler Gewässerschutzkommission für den Bodensee (igkb) 536 km² (drei sign. Stellen).
Berechnung: (7'841'865'900 ⋅ 0.07 m³) / 536'000'000 m² = 1.024 124 278 m (Ich tue hier so, als wäre der Bodensee mit senkrechten Wänden umgeben. Natürlich würde mit steigendem Wasserspiegel auch die Fläche des Sees grösser – aufgrund der flachen Ufer – und damit der Anstieg geringer.)
Ergebnis: Die ungenaueste Angabe sind die durchschnittlich 70 Liter verdrängtes Wasser pro Person. Diese Angabe hat eine sign. Stelle und darum darf das publizierte Ergebnis auch nicht genauer sein als eine sign. Stelle. Demnach steigt der Wasserspiegel geschätzt um einen Meter. Arthur Schopenhauer hatte schon erkannt, wie mickrig wir sind:
«Im unendlichen Raum zahllose leuchtende Kugeln, um jede, von welchen etwa ein Dutzend kleinerer, beleuchteter sich wälzt, die inwendig heiß, mit erstarrter, kalter Rinde überzogen sind, auf der ein Schimmelüberzug lebende und erkennende Wesen erzeugt hat: – dies ist die empirische Wahrheit, das Reale, die Welt. Jedoch ist es für ein denkendes Wesen eine mißliche Lage, auf einer jener zahllosen im gränzenlosen Raum frei schwebenden Kugeln zu stehn, ohne zu wissen woher noch wohin, und nur Eines zu seyn von unzählbaren ähnlichen Wesen, die sich drängen, treiben, quälen, rastlos und schnell entstehend und vergehend, in anfangs- und endloser Zeit: dabei nichts Beharrliches, als allein die Materie und die Wiederkehr der selben, verschiedenen, organischen Formen, mittelst gewisser Wege und Kanäle, die nun ein Mal da sind.»
Rechne selber nach, wie sich das berechnete Ergebnis ändert, wenn nur eine einzige Angabe genauer oder ungenauer bestimmt ist.
🛢 Wie kann man sich die tägliche weltweiteErdölförderungvorstellen oder sie visualisieren? 🛢
Wir wollen abschätzen, wie hoch damit ein Fussballfeld gefüllt werden kann. Ein Fussballfeld kann in der Grösse variieren (Länge: 90–120 m, Breite: 45–90 m). In Leichtathletikstadien mit einer umlaufenden 400 Meter langen Laufbahn ist eine Grösse von 68 ⋅ 105 m (7'140 m²) üblich.
Das Barrel ist die gebräuchlichste Einheit für Rohöl und beschreibt ein historisches Fass mit cirka 159 Litern (genauer: 1 bbl (U.S.) = 0.158 987 3 m³).
95'200'000 bbl ⋅ 0.158 987 3 m³/bbl / 7'140 m² = 2'119.830 667 m. Wegen der zwei signifikanten Stellen der Feldbreite von 68 m ist die vernünftigste Antwort: 2.1 km – und ein Grossteil davon wird als CO₂ in die Atmosphäre geblasen oder als Mikroplastik auf dem Planeten verteilt.
Kohlenstoffatomkette
Der kovalente Atomradius des Kohlenstoffatoms, aus dem alles Leben auf der Erde aufgebaut ist, ist 76 pm (pm für Pikometer oder ein Billionstel Meter oder 0.000 000 000 001 m) also 76 ⋅ 10⁻¹² m . Als kovalenten Radius bezeichnet man den halben Abstand zweier Atome ein und desselben, miteinander kovalent gebundenen chemischen Elementes.
Nun wollen wir berechnen, ob eine fiktive Atomkette aus einem Mol Kohlenstoffatome um den gesamten Äquator (Erdradius r = 6'378 km) gelegt werden kann.
Kettenlänge l / Erdumfang (2 ⋅ r ⋅ π) = 6.022 140 76 ⋅ 10²³ ⋅ 2 ⋅ 76 ⋅ 10⁻¹² m / (2 ⋅ 6'378'000 m ⋅ 3.141 592 654) = 2'284'178.856
Die Kette reicht also für 2.3 Millionen Erdumwicklungen und wiegt nur 12 g! Es ist nicht sinnvoll das Ergebnis genauer als mit zwei Stellen anzugeben. Wollen wir es genauer wissen, müssen wir zuvor den Atomradius exakter bestimmen.
Probiere selbst aus wie ein genauerer Atomradius sich auf das Ergebnis auswirkt. Setzte also anstelle 76 pm beispielsweise 76.2 pm und Du wirst sehen, dass sich das Endergebnis bereits in der dritten signifikanten Stelle verändert.
Anwendung RFA
Computer
HP ENVY 15-k060nz inkl. Akku
Ladegeräte und Kabeln
Teststand (Thermo Scientific)
Pillenpresse
Probenpresse
Bodenplatte
für Probenpresse
Box
mit 8 Beuteln Mineralien, Legosteinen und Münzen
Röntgenfluoreszenzgerät
Niton XL2 inkl. Akku
Ordner
A4 mit allen Unterlagen
Box
mit Bodenproben und Geschossen aus einem Schiessstand
Münzmaterialien im Wandel der Zeiteine Heaviside Funktion ausserhalb des Mathematikunterrichts
LegosteineKunststoffeSmartphonehüllen und andere Plastikteile
Im PVC (Polyvinylchlorid) kann das Chlor, im PTFE (Polytetrafluorethylen auch Teflon genannt) das Fluor detektiert werden.
Kunststoffen müssen jedoch immer Zusatzstoffe, Additive genannt, wie zum Beispiel Antioxidantien, Lichtschutzmittel, Wärmestabilisatoren, Verstärkungsstoffe, Flammschutzmittel, Farbmittel, Füllstoffe, Treibmittel, Gleitmittel, Antistatika, Schlagzähmacher, Antifungizide, Nukleierungsmittel, Emulgatoren, optische Aufheller usw. zugesetzt werden. Viele davon sind anorganische Stoffe und damit mit der RFA detektierbar. Die organischen Inhaltsstoffe wie beispielsweise das verrufene Bisphenol A in Babyflaschen aus Polycarbonat (PC), können natürlich nicht aufgespürt werden, dafür aber mit der Flüssig- oder Gaschromatographie. Bisphenol A besteht nur aus Kohlenstoff (C) und Wasserstoff (H).
Misst man mit dem RFA beispielsweise alte Legosteine warnt das Gerät in roter Schrift vor zu hohen Cadmium(Cd)-Gehalten (im Gerät sind die RoHS-Grenzwerte hinterlegt). Cadmium wurde früher zur gelben Einfärbung verwendet. In neuen Legosteinen ist entweder kein Cd oder unter dem Grenzwert enthalten und dadurch grün bei der RFA hinterlegt. Fast in allen Kunststoffen werdet Ihr Titan (Ti) finden. Titandioxid ist ein Weisspigment und wirkt als optischer Aufheller. Es macht die Farben brillanter. TiO₂ wird auch in Zahnpasta, Waschmitteln, Kosmetika, Wandfarben sowie in Lebensmitteln als Zusatzstoff E171 eingesetzt.
Wer genaue quantitative Analysen von Kunststoffteilen mit der RFA machen möchte, kann im Artikel Kunststoffanalytik mit der RFA – Alles Plastik? einen Vorgeschmack auf die aufwendige, aber notwendige spezifische Kalibrierung erhalten.
Du kannst also mit unserm RFA-Gerät grob überprüfen, ob anorganische Schadstoffe in deiner Smartphonehülle oder deinem Kugelschreiber enthalten sind. Oder du machst komplexe Analysen und sammelst Erfahrungen auf dem wichtigen Gebiet der Probenvorbereitung und Reproduzierbarkeit von Messwerten.
Kraft- und Schmierstoffe ...
Vergleiche ungebrauchtes und gebrauchtes Motoröl aus einem Fahrzeug. Eventuell kannst du sogar eine Abhängigkeit mit der Kilometerleistung aufnehmen und selbst den Zeitpunkt eines notwendigen Ölwechsels bestimmen.
Nun hoffen wir aber alle auf den baldigen Wechsel zur schadstofffreien Mobilität. Auch Elektromotoren oder Achsen müssen weiterhin geschmiert werden. Mit Schmier- und Dichtmittel wird weltweit ein enorm grosser wirtschaftlicher Umsatz erzielt.
Kehrichtverbrennungund Wertstoffrückgewinnung
Die Rauchgase werden in einem Elektrofilter entstaubt und gelangen dann zu Rauchgaswäschern. Auch diese, abschliessend sauer gewaschene Asche wird oft deponiert.
Der abgerüttelte Staub aus dem Elektrofilter kann weiter verarbeitet und daraus wertvolle Metalle, beispielsweise Zink, zurück gewonnen werden. Was davon übrig bleibt, wird unter Umständen für die Zementherstellung verwendet.
Die Kehrichtverbrennung ist ein komplexer chemischer Prozess. Hier erfährst du, für was anorganische Chemie in den Schulen gelehrt wird. Bei der Prozessüberwachung und Qualitätssicherung findet die RFA mannigfaltigen Einsatz.
Besuche «deine» KFA – die meisten Betriebe bieten kostenlose Führungen an – und informiere dich über den chemischen Prozess, nimm Proben mit und verfolge den Pfad von wieder verwerteten Rohstoffen. Du wirst sehen, wie häufig die RFA als Analysenmethode eingesetzt wird. Beachte: Die Probenvorbereitung (Homogenisierung, Verpressung, Entfeuchtung etc.) und Versuchsplanung (Anzahl Proben, Entnahmezeiten etc.) spielt hier, wie schon mehrfach betont, eine zentrale Rolle.
Zementherstellung
RFA-Spektrometer dienen der Optimierung, Prozesssteuerung und Qualitästüberwachung des Zementherstellungsprozesse.
Vergleiche unterschiedliche Zementsorten mit dem RFA-Gerät und finde heraus, wie gross der Einfluss der Probenvorbereitung (lose oder verpresst, Feuchtegehalt etc.) auf das Messergebnis ist. Oder nimm Kontakt mit einem Zementhersteller auf und lass dir zeigen, wo und für was alles die RFA eingesetzt wird.
Glas und Keramik
Aber was ist der Unterschied zwischen Fenster- und Flaschenglas? Womit wird Glas grün, braun oder blau gefärbt? Ist in den alten Bleikristall-Trinkgläsern deiner Grossmutter wirklich Blei enthalten? Kann mit der RFA erkannt werden, ob mein Ring mit Edelsteinen oder nur geschliffenem Glas bestückt ist?
Borge dir unser RFA-Gerät aus und finde es heraus.
Schiessplatz
Selbst das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) hat eine Wegleitung zur Untersuchung der Belastungen auf Schiessplätzen und Schiessanlagen herausgebracht.
Nimm Bodenproben und untersuche sie mit der RFA auf Schadstoffe wie Schwermetalle. Vergleiche Werte aus der Handmessung Vorort mit sorgfältig homogenisierten und verpressten Proben, und erfahre selbst, wie einflussreich die Probenvorbereitung und Versuchsdurchführung ist.
Meteoriten
Nach der Supernova wirkt die Gravitation auf die neu entstandenen Teilchen. Die Elemente sammeln sich zu Nebel, zu kleinen und grossen Brocken bis hin zu grossen Planeten. Ein kleiner Brocken fällt vielleicht als Meteorit auf unsere Erde. Beim Eintritt in die Atmosphäre schmilzt er ein wenig an, ändert aber die ursprüngliche Zusammensetzung nicht. Sind beispielsweise vier Teile Eisen im Meteorit enthalten, dann auch bis zu einem Teil Nickel. Ausser der Meteorit stammt aus der Oberfläche eines grossen Objektes. Wie auf der Erde wurde dann mehr Nickel in den inneren Kern gezogen als Eisen. Das, weil Nickel weniger dazu neigt Oxide zu bilden als Eisen. Das Eisenoxid bleibt an der Erdoberfläche gebunden und Nickel wandert zum Kern. Darum enthalten Eisenerze aus oberflächennahen Lagerstätten weniger als ein Prozent Nickel auf 100 Teile Eisen. Meteoriten erkennt man also, neben der angeschmolzenen Erscheinung, am Nickelgehalt und der lässt sich hervorragend mit der RFA bestimmen.
Tierpräparate
Im Naturmuseum St. Gallen werden alle Tierpräparate mit unserem RFA-Gerät überprüft. Herr Dr. Matthias Meier, der Leiter der Sammlung, vertraut ebenso wenig den genau angegebenen RFA-Messresultaten, doch seiner Erfahrung nach ist entweder kein Arsen nachweisbar oder das Gerät zeigt ein Wert von mehreren Tausend ppm an. Die belasteten Präparate werden speziell gekennzeichnet, stehen nicht mehr an vorderster Front der Ausstellung und werden nicht mehr an Schulen etc. verliehen.
Deine RFA-Forschung
Was misst die Waage?
Warum jede genaue Waage bei einem Standortwechsel kalibriert werden mussMasseGrundlagen
In der klassischen Physik ist die Masse eine grundlegende Eigenschaft der Materie und wird in Kilogramm (abgekürzt kg) angegeben. Es ist die Eigenschaft von Körpern, schwer und träge zu sein. Massen «wehren» sich gegen Geschwindigkeitsänderungen und ziehen sich gegenseitig an. Die Masse ist ortsunabhängig. Das heisst, du wiegst auf dem Mond gleich viele Kilogramm wie auf der Erde. Beim Gewicht ist das nicht der Fall.
Gewicht
Wie auch immer: Das Gewicht ist eine Kraft – um das zu unterstreichen sagt man Gewichtskraft – und wird in Newton (abgekürzt N) angegeben. In SI-Basiseinheiten zerlegt ist ein Newton gleich ein kg⋅m/s², also Kilogramm mal Meter durch Quadratsekunden. Dazu später mehr; es ist nicht so schwierig, wie es zuerst aussieht.
Was eine Kraft ist, lässt sich am besten an ihren (Aus-)Wirkungen erkennen. Kräfte können den Bewegungszustand von Massen ändern, also ihre Geschwindigkeit oder Richtung. Kräfte können Körper deformieren und so weiter.
Eine Kraft ist zudem eine Vektorgrösse. Sie hat nicht nur einen Wert von soundsoviel Newton, sondern auch eine Richtung. Andere Beispiele für Vektorgrössen sind Geschwindigkeit und die von ihr abgeleiteten Grössen wie Beschleunigung oder Impuls. Zur Erinnerung: die Masse in kg ist kein Vektor, sondern man sagt dazu ein Skalar, eine ungerichtete Grösse.
Anziehungskraft
Weiter unten im Bild steht die Formel, wie sich die Anziehungskraft errechnen lässt. Die Gesetzmässigkeit (die Formel) und die Gravitationskonstante wurden zuvor experimentell bestimmt. In Experimenten wurde also die Anziehungskraft zwischen zwei Massen vermessen und daraus die Gravitationskonstante errechnet. Das ist eine Naturkonstante, weil sie überall den gleichen Wert hat, wahrscheinlich im gesamten Universum.
Im schematisch aufgezeichneten Kraft F / Abstand r - Diagramm siehst du wie die Kraft mit zunehmenden Abstand quadratisch abnimmt. Des Weiteren nimmt die Kraft linear mit den beiden Massen zu.
🌍Erdanziehung und Erdbeschleunigung
Jetzt kannst du die drei in dieser Betrachtung konstanten Grössen – Gravitationskonstante mal Masse Erde durch Erdradius zum Quadrat – zusammenfassen und erhältst den Ortsfaktor g. Der heisst Ortsfaktor, weil er vom Ort abhängig ist und g entspricht auch der Beschleunigung der beiden Massen zueinander, wenn sie aufeinander fallen würden.
Übrigens: Nicht nur du fällst auf die Erde, wenn du aus einem Flugzeug abspringst, sondern die Erde fällt auch auf dich. Nur ist sie wegen der grösseren Masse viel träger. Diesen Erkenntnislichtblick soll Sir Isaac Newton unter dem allseits bekannten Apfelbaum bekommen haben. Weder du, der Apfel, noch die Erde sind besondere Massen und alle Massen folgen den selben physikalischen Gesetzmässigkeiten.
Bei uns in Mitteleuropa beträgt diese Beschleunigung durchschnittlich 9.81 m/s² (Achtung hier drei sign. Stellen, da die verwendete Gravitationskonstante auch nur drei Stellen hat) unabhängig davon, wie gross die zweite Masse ist! Wäre der Luftwiederstand nicht, fielen alle Massen gleich schnell zu Boden. Eine Daunenfeder genau gleich wie ein Stück Blei, das wisst ihr bestimmt. Aber entspricht das auch eurer Erfahrung? Lasst mal einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier gleichzeitig fallen. Und schon habt ihr eine von der Theorie abweichende Erfahrung gemacht. Okay, macht den gleichen Versuch nochmals. Nur zerknüllt dieses Mal bitte das Papier vorher auf eine kleine Kugel zusammen. Und schon stimmt Theorie und Praxis überein und Ihr seid um eine Erfahrung reicher.
Zurück zur Kraft zwischen der Erde und dir. Die resultierende Kraft nennt man Gewichtskraft oder kurz Gewicht und errechnet sich einfach aus der Masse mal dem Ortsfaktor F = m ⋅ g.
Dass du den Unterschied zwischen Masse und Gewicht verstehst ist absolut essenziell, um tiefer in die Physik bzw. die Naturwissenschaften einzutauchen. Darum stelle ich dir eine simple Frage: Wie gross ist dein Gewicht? Denke bitte genau darüber nach, bevor du zur nächsten Seite gehst!
Mein Gewicht ist ...
Die richtige Antwort auf die Frage ist ...
... meine Masse ist 78.6 kg und zwar überall im gesamten Universum! Schwebte ich frei im leeren Raum, hätte ich gar kein Gewicht, aber immer noch Masse. Ich werde von keiner zweiten Masse angezogen, aber mich zu beschleunigen braucht trotzdem weiterhin Kraft und Energie. Denn wie gesagt, Massen sind träge!
Die Einheit der Masse ist das Kilogramm und die des Gewichtes das Newton. So schwierig ist das doch nicht! Aber wer das nicht verinnerlicht hat, wird sich schwer tun, Einsteins Relativitätstheorie auch nur im Ansatz zu verstehen. Einsteins Gedanken zur Masse (allgemeine Relativitätstheorie) haben 2016 bereits das hundertjährige Jubiläum gefeiert, sind aber in den meisten Köpfen der Menschen noch immer nicht angekommen. Wer weiss, vielleicht liegt der Grund in unserer begrifflichen Verwirrung zwischen Masse und Gewicht?
Was misst die Waage?
- erstens ist die Erde nicht exakt kugelförmig und hat zudem Berge und Senken,
- zweitens ist die Erde nicht homogen, das heisst ihre Dichte variiert von Ort zu Ort. Gestein, Magma oder Wasser haben ganz unterschiedliche Dichten,
- drittens setzte die obige Berechnung voraus, dass die betrachteten Massen nur kleine Punkte ohne Ausdehnung mit dem Abstand r sind. Die Punktförmigkeit mag zwar für uns nahezu stimmen, aber nicht für die Erde mit einem Radius von über 6'300 km,
- viertens dreht sich die Erde um die eigene Achse. Die dadurch auftretenden Fliehkräfte beeinflussen die Messung. Sie sind am Äquator am grössten und an den Polen geich null und
- fünftens gibt es sicher noch weitere ortsabhängige Einflussfaktoren, die hier unerwähnt bleiben. Wer zum Beispiel wissen möchte, ob Sonne und Mond Einfluss auf unsere Wägung haben, besuche diesen vertiefenden und spannenden Exkurs 🌍🔭 🌙 ☀️.
- und sechstens muss überlegt werden, ob ein Objekt überhaupt eine bestimmte Masse hat. Wer mehr dazu erfahren möchte, der sei eingeladen, einem tiefgründigen Gedanken von Feynman zu folgen.
Sonne und Mond
Haben eigentlich ...... Mond und Sonne ...... einen Einfluss auf meine Wägung?
Die Sonne verfälscht zur Mittagszeit, wenn sie also genau über der Waage steht, das Messergebnis um bis zu 28.8 µg. Sollte um Mitternacht kalibriert worden sein und zur Mittagszeit gemessen, ist der Einfluss sogar das Doppelte. Der Mond hat im Vergleich zur Sonne einen viel kleineren Einfluss von maximal 0.162 µg.
Schliesslich hat jede Masse im Universum einen Einfluss auf unsere Messung. Auch du und ich, besonders wenn wir den Versuch durchführen und der Waage nahe stehen. Du kannst selbst ausrechnen, wie gross du die Wägung beeinflussen kannst. Da ist also schon was dran, das alles und jede/r alles andere und jede/n beeinflusst.
Auf atomarer Ebene wird der Einfluss des Beobachters so gross, dass man beispielsweise nicht gleichzeitig Ort und Impuls (p = m ⋅ v, Masse mal Geschwindigkeit, ein Vektor!) eines Elementarteilchens bestimmen kann. Das ist die Heisenbergsche Unschärferelation der Quantenphysik und war 1932 einen Nobelpreis wert. Auf unser Weltbild hat diese physikalische Erkenntnis einen enormen Einfluss. Wir können niemals alle Anfangsbedingungen eines Systems bestimmen, um daraus die exakte Zukunft zu berechnen. Oder anders ausgedrückt: Wahrsagerei gehört in die Welt der Mythen, sie ist aus Sicht der Wissenschaft gefährlicher Humbug. Der französische Philosoph und Schriftsteller Voltaire (1694–1768) meinte dazu: «Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, der kann dich auch veranlassen, Gräueltaten zu begehen.»
Zudem würde die völlige Vorhersagbarkeit unseren freien Willen negieren und uns zu willfährigen und unmündigen Wesen degradieren. Dies wäre dann die wahre Hölle (Die Gretchenfrage nach dem freien Willen).
Wir kehren gedanklich zurück zu Mond und Sonne. Die aufmerksame Leserin wird sich fragen, warum der Mond und nicht die viel einflussstärkere Sonne die Gezeiten bestimmt, wenn doch die Anziehungskraft der Sonne auf alle Teilchen der Erde rund 180 Mal (!) grösser ist als die des Mondes? Das haben wir ja weiter oben für das Endmass errechnet: 28.8 µg versus 0.162 µg.
🌒 Mond oder Sonne? ☀️Ebbe und Flut
Ich habe euch die Funktionen der Anziehungskräfte zwischen Mond-Erde und Sonne-Erde schematisch aufgezeichnet. Ihr seht dabei, dass die Kraft zwischen Sonne und Erde wie berechnet grösser ist, aber die Differenz ∆F zwischen Vorder- und Rückseite der Erde ist bei der Sonne kleiner als beim Mond.
Auf der Seite der Erde, die sich dem Mond zuwendet, ist die Gravitationskraft, die er auf die Erde ausübt, also grösser als im Erdmittelpunkt. Die Erdkruste gibt diesem Kräfteunterschied kaum nach, aber das Wasser der Ozeane folgt dem Zerren der Mondgravitation – das Wasser bewegt sich zum Mond hin und bildet einen Flutberg.
Auf der entgegengesetzten Seite der Erde verhält es sich gerade umgekehrt. Dort ist die Anziehung des Mondes aufs Wasser etwas geringer als im Erdmittelpunkt. Darum verliert dort das Wasser sozusagen den Boden – oder besser gesagt die Erde – unter sich, der Meeresspiegel hebt sich an und ein zweiter Flutberg entsteht.
Die beiden Flutberge sind nicht genau gleich gross. Die Kraft, die das Auftürmen des Flutbergs herbeiführt, ist auf der Seite, die dem Mond zugewandt ist, um sieben Prozent stärker als auf der Rückseite.
In den Bereichen zwischen den beiden Flutbergen tritt Ebbe, also Niedrigwasser, auf, denn von dort wird das Wasser in die Flutbereiche weggezogen.
Die Sonne hat keinen solch starken Effekt auf die Gezeiten. Obwohl die wirkenden Anziehungskräfte rund 180 Mal grösser sind, ist der Unterschied zwischen zu- und abgewandter Seite vernachlässigbar klein.
Dennoch bewirkt die Sonne Spring- und Nipptiden, wenn Erde Mond und Sonne in einer Linie stehen. Erddrehung und -neigung, die anderen Planeten des Sonnensystems oder die Küstenformen machen das Gesamtsystem der Gezeiten komplex und erschweren die exakte, langfristige Vorhersagbarkeit an jeden Ort des Meeres.
Jetzt könnt Ihr selber darüber nachdenken, was ihr vom Einfluss des Mondes auf unsere Psyche, das Haarwachstum, die Schlafqualität oder auf Holzeigenschaften, dem sogenannten Mondholz, halten könnt (ausser unserem Ego vielleicht, ist an uns nichts gross genug, um dieser Kräftedifferenz eine bedeutende Rolle zu geben). Für mich als Naturwissenschafter gehört Einbildung nicht zur Bildung. Gäbe es wirklich solche Effekte, wären diese eindeutig in einer Doppelblindstudie reproduzierbar nachweisbar. Solche Studien gehören zu den stärksten Werkzeugen der Wissenschaft und sind sicher bald Teil einer neuen Geschichte in einem Berzelius-Labourjournal. Meines Wissens haben Studien bisher keine anderen Einflüsse des Mondes, ausser die eben erwähnten, zeigen können. Und uns Naturwissenschaftern genügt nicht der Glaube, wir wollen es wissen.
Auftrieb & hydostat. Waage
Warum Archimedes (geb. 287 v. Chr.) nackt ...... durch Syrakus lief und Heureka rief?🛀 222 v. Chr.
Wegen des hydrostatischen Druckes unter Wasser, wirkt auf jede Seite des Würfels eine Kraft. Die Kräfte auf den vertikalen Flächen sind alle gleich. Nur an der unteren Fläche wirkt eine grössere Kraft nach oben als auf der oberen Fläche nach unten, da der Druck mit der Eintauchtiefe zunimmt. Die Differenz dieser beiden Kräfte zeigt nach oben und nennt sich Auftriebskraft.
Zur Erinnerung: Im Menü rechts gibt es einen Button, um diesen Text auszublenden.
Wer jetzt Heureka rufen kann und hoffentlich nicht nackt durchs Klassenzimmer rennt, der wird das Prinzip und die Eleganz derhydrostatischen Waagebegreifen und hoffentlich auch begeistert sein!
Über die bekannte Dichte der Flüssigkeit erhält man das verdrängte Volumen. Voilà, mit Masse und Volumen lässt sich die Dichte errechnen. Bei der Messung ergeben sich allerdings einige Hürden:
Man muss die Messungen der unbekannten Masse in der Flüssigkeit hängend durchführen. Warum wird klar wenn ihr das Bild betrachtet.
Taucht die zu messende Masse ein, steigt der Flüssigkeitsspiegel, was wiederum mehr von der Aufhängung unter Flüssigkeit setzt. Das führt zu mehr Flüssigkeitsverdrängung und damit zu mehr Auftrieb.
Um diesen Fehler zu minimieren, kann die Aufhängung ein sehr dünner, vernachlässigbarer Draht sein. Ein Überlauf, der die verdrängte Flüssigkeit ablaufen lässt, ist ebenso möglich.
Oder die Fehlerkorrektur erfolgt iterativ. Dazu berechnet man zuerst die Dichte ohne Berücksichtigung des steigenden Wasserspiegels und mit dem daraus errechneten verdrängten Volumen näherungsweise die Erhöhung des Wasserspiegels. Jetzt errechnet man damit das zusätzlich verdrängte Volumen der Aufhängung und bekommt damit einen genaueren Wert der Dichte und beginnt mit der Korrekturrechnung von vorne usw.. Mit steigender Anzahl von Korrekturschlaufen (Iterationen od. Wiederholungen) strebt der Fehler gegen Null.
In jedem Fall wird die exakte Dichte des Wassers bzw. der Flüssigkeit benötigt (einige Kunststoffe beispielsweise haben Dichten die kleiner 1'000 kg/m³ sind und würden in Wasser schwimmen, man nimmt dann z.B. Ethanol). Die Dichten von Wasser oder Ethanol sind bekanntlich relativ stark von der Temperatur abhängig, also müssen Flüssigkeit, Waage und Messkörper lange genug exakt temperiert werden. Für Wasser oder andere bekannte Flüssigkeiten kann die Dichte bei einer bestimmten Temperatur in Tabellen nachgeschlagen werden. Wer die Dichte unbekannter Flüssigkeiten bestimmen möchte, verwendet zum Beispiel ein Refraktometer oder einen dynamisch-mechanischen Biegeschwinger (DMA). Beide Geräte sind im Pool des Projektes Berzelius vorhanden.
Auftrieb durch die AtmosphäreEine weitere Fehlerquelle der Massenbestimmung
Die Waage wird allerdings mit Kalibriermassen kalibriert und die erfahren auch einen Auftrieb durch die Luft. Der Fehler ist also bedingt durch den Dichteunterschied zwischen Kalibriermasse und Wägegut und somit kleiner als der zuvor berechnete Grenzwert. Diese Überlegung zeigt, dass es beim Wiegen, wie auch bei jedem anderen Messprinzip, Grenzen der Genauigkeit gibt.
Genug der Theorie, auf zur PraxisBestimmung der Dichte des Endmasses mit dem Auftriebsverfahren
- Tarieren in Luft
- Wägen in Luft (47.963 g)
- Tarieren in Wasser
- Wägen in Wasser (41.800 g)
Die Differenz der zwei Wägungen ist 47.963 g - 41.800 g = 6.163 g. Für die Volumen- bzw. Dichtebestimmung benötigen wir noch die Dichte des Wassers und damit die exakte Umgebungstemperatur.
Dichteberechnung
Die Dichte von reinem Wasser für 20.5 °C beträgt 0.998 103 g/cm³ und wurde aus der Tabelle im Hintergrund abgelesen. Problematisch daran ist die Angabe von sechs signifikanten Stellen aus einem Messwert mit nur drei signifikanten Stellen, dessen Exaktheit obendrein sehr fraglich ist!
Die Dichte des Endmasses errechnet sich zu:
47.963 g / (6.163 g ⋅ 0.998 103 g/cm³) = 7.797 202 456 g/cm³ = 7'797.202 456 kg/m³.
Wegen der fragwürdigen Temperaturbestimmung und der nur drei signifikanten Stellen der Temperaturmessung (eigentlich sind es vier, da die absolute Temperatur mind. eine signifikante Stelle mehr hat, z. B. 20.00 °C = 293.15 K) lautet das genaueste Ergebnis:
ρ = 7'800 kg/m³ bzw. 7.80 ⋅ 10³ kg/m³ (um die Genauigkeit von nur drei sign. Stellen zu unterstreichen)
Hydrostatische Waagen zur Dichtebestimmung mit exakter Temperaturführung sind von verschiedenen Produzenten erhältlich und lassen eine viel genauere Bestimmung als hier an der PHSG zu.
Vergleich der Ergebnisse
Aus der aufwendigen Vermessung im akkreditierten Prüflabor inkl. der Berücksichtigung der Fasen – der gebrochenen Kanten des Endmasses – ergab eine Dichte von 7'769 kg/m³.
Es gilt zu bedenken, dass diese Art der Vermessung nur an einfachen geometrischen Formen möglich ist. Bereits die Formen der Fasen stellte eine nicht lösbare Herausvorderung dar. Die Dichte eines Gesteinsbrockens oder eines komplexes Kunststoffteils lassen sich so nicht exakt bestimmen.
Im Auftriebsverfahren wurde ein Wert von ρ = 7'800 kg/m³ bzw. 7.80 ⋅ 10³ kg/m³ bestimmt. Und das mit erheblich geringerem Aufwand – und damit auch Kosten – und vermutlich höherer Exaktheit.
Du hast sicher bemerkt, wie schwierig es ist, das beste Ergebnis – also jenes, dass am nächsten am wahren Wert liegt – auszusuchen und mit der richtigen Genauigkeit anzugeben. Denn Messwerte sind nichts Absolutes, sondern das Ergebnis menschlichen Handels sowie zufälliger Umwelteinflüsse. Vielleicht denkst du das nächste Mal daran, wenn dein Taschenrechner ein Endergebis mit zehn Stellen nach dem Komma kalkuliert.
Das Wort «kalkulieren» stammt übrigens von calculus, dem lateinischen Wort für (Kalk-)Stein. Weil kleine Steine zu den ersten Dingen gehörten, um einfache Rechenoperationen durchzuführen. Da war Rechnen noch richtig harte Arbeit und niemand kam auf die Idee genauer zu kalkulieren als nötig 🧮. Mit dem Konzept der signifikanten Stellen hast du jetzt trotz Taschenrechner ein Werkzeug, um eine sinnvolle Genauigkeit von Ergebnissen abzuschätzen.
Projekt Berzelius
Projekt Berzelius der PHSG
Durch eigenständiges Experimentieren, zum Beispiel im Rahmen einer Maturaarbeit, können Schüler*innen selbstständig Erfahrungen sammeln und Fragestellungen behandeln. Dies soll dabei helfen, das Heranwachsen zu mündigen, hinterfragenden Menschen zu fördern und die Informationsflut besser verarbeiten zu können. Um eine nachhaltige lebenswerte Zukunft zu gestalten, braucht es eine gut ausgebildete, kritische Jugend, die versteht, dass jeder seine eigene Meinung haben kann aber nicht seine eigenen Fakten. Oder wie es das österreichische Wissenschaftskabarett Science Busters treffend bemerkt: «Wer nichts weiss, muss alles glauben».
Grundlage zum kritischen Denken können nur die eigenen Erfahrungen sein, was schon Siddhartha Gautama – der Buddha – vor mehr als 2'500 Jahren wusste. Schwimmen kann man nicht aus Büchern lernen, sondern nur durch Versuchen und Scheitern.
Niels Bohr
Niels Bohr 1885–1962, dänischer Physiker
Spektrogramm
RFA-Prinzip und Spektogramme
RFA-Spektogramm einer Bodenprobe
Masse eines Objektes
Was ist ein Stuhl?
Auszug aus: Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands, Feynman-Vorlesungen über Physik 1 – Mechanik, New Millennium-Edition, 6. Auflage, De Gruyter 2015, Seiten 162163